Immobilien (Ausführung)

Vollsortimenter und Spezialisten

Der Baustoff-Fachhandel hält ein Sortiment mit 50 bis 60.000 Produkten vor und präsentiert moderne und leistungsfähige Baustoffe sowie Baustoff-Systeme für die unterschiedlichsten Einsatzbereiche.

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von Regiomanager 01.02.2016
(Foto: © fineart-collection – stock.adobe.com)

„SanReMo“– der Begriff zergeht auf der Zunge, steht aber nicht für italienische Urlaubsfreuden, sondern beschreibt eine der wichtigen Säulen des Baustoffhandels. „Sanierung/Renovierung/Modernisierung“ komplettiert die Branchen-Komponenten „Neubau“ und „Ausbau“ und damit die Schnittstelle zwischen den Baustoffherstellern und dem Bauhandwerk sowie den Investoren aus dem gewerblichen, privaten und öffentlichen Bereich.
Professionelle Bauvorhaben werden überwiegend über Unternehmen des Baustoffhandels abgewickelt. Die Mehrheit der Baustoffhersteller liefert ihre Produkte über den Baustoff-Fachhandel: von Massenbaustoffen wie Sand und Kies über Rohbaustoffe wie Ziegel- oder Kalksandsteine bis hin zu Innenausbau-Produkten wie Gipsbauplatten und Fliesen. Produkte für den Garten- und Landschaftsbau oder für Dach und Fassade gehören heute ebenso zum Sortiment. Klassische Abnehmer sind das Bauhandwerk oder der „Profi auf Zeit“, also Privatkunden, die ihr Bau- und Renovierungsvorhaben in Eigenleistung erstellen, aber auch private Heimwerker, die ihr Wohnumfeld verändern möchten.
Der Baustoff-Fachhandel hält nach Überzeugung des „Bundesverbandes Baustoff Fachhandel“ qualifizierte Produkt- und Problemlösungen und ein Sortiment mit 50 bis 60.000 Produkten dafür vor und präsentiert moderne und leistungsfähige Baustoffe sowie Baustoff-Systeme für die unterschiedlichsten Einsatzbereiche. Hilfreich seien dabei großzügige Ausstellungen, in denen die Kunden unterschiedliche Lösungen im Einbauzustand begutachten und in Ruhe auswählen können. „Für jeden Fachbereich stehen spezialisierte Ansprechpartner und ein umfassendes Dienstleistungsangebot zur Verfügung“, verspricht der Verband, der auch auf die ganz spezielle Lagerhaltung des Baustoff-Fachhandels und die sortiments- und kundenspezifisch Bevorratung verweist. Eine sehr wichtige Dienstleistung im Baustoff-Fachhandel sei zudem die Transportlogistik. Ob direkt vom Lager oder vom Hersteller abgerufen, das Material wird just-in-time per Lkw, mit Stapler, mit Ladekran oder als Schüttgut auf der Baustelle angeliefert.
Schon damit unterscheide sich der Baustoffhandel vom Angebot der Baumärkte, mit denen der Baustoffhandel zunächst nichts zu tun hat, obwohl viele Baustoffhandelsunternehmer selbst Baumärkte betreiben („OBI“, „Hagebau“).

Handelsgesellschaften verbinden

Allein die TOP 50 der deutschen Baustoffhändler betreiben über 300 und damit
etwa 13 Prozent der Baumärkte in Deutschland. Die Baustoff-Fachhändler sind Vollsortimenter, gleichzeitig aber auch Spezial-Fachhändler. Die meisten von ihnen sind im Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel e. V. (BDB) organisiert und wickeln die Geschäftsfelder Massenbaustoffe, Rohbaustoffe, Innenausbau-Produkte und Produkten für Dach und Fassade sowie Garten- und Landschaftsbau ab. Etwa 80 Prozent der Baustoffhändler sind in diesem Verband zusammengefasst, für den sich ein Marktvolumen von 13,5 Milliarden Euro (2013) für seine angeschlossenen Mitglieder finden lässt.
Die Verbundgruppe „Eurobaustoff“ sieht sich mit einem Marktanteil von etwa 50 Prozent und einem Außenumsatz von 8,5 Milliarden Euro noch vor den Konzernen Saint-Gobain (Raab Karcher) und BayWa als Marktführer im Baustoff-Fachhandel. Mit einem Plus von zwei Prozent, so der Einkaufsverband, habe sich das zentral abgerechnete Einkaufsvolumen der Kooperation auf 5,6 Milliarden Euro erhöht. Geprägt wird der Markt ferner durch die regional oder national tätigen Zusammenschlüsse. Neben Eurobaustoff reihen sich hagebau (Handelsgesellschaft für Baustoffe), die Baustoffring Forderungsgesellschaft, der Baustoff Verbund Süd, moderner baubedarf MB-Kauf, die Nowebau Leistungsgemeinschaft Nord-Westdeutscher Baustoffhandler, die Zentraleinkauf Baubedarf sowie die COBA-Baustoffgesellschaft für Dach + Wand ein. Hinzu kommen Handelskonzerne und genossenschaftliche Unternehmen wie BayWa, WeGo (SIG) Systembaustoffe sowie die Deutsche Raiffeisen Warenzentrale.

„All business is local “

Im Baustoff-Fachhandel sind heute vor allem mittelständische Unternehmen tätig, die im scharfen Wettbewerb mit den Großkonzernen und Verbünden, aber auch zum Teil branchenfremden Filialisten stehen. Die Umsatzsteuerstatistik im Großhandel mit Baustoffen und Bauelementen weist 5.000 Unternehmen mit einem Umsatz von 35 Milliarden Euro aus. Die Baustoffhändler sind nahezu flächendeckend in Kooperationen organisiert, wobei die Beteiligungsunternehmen für die Händler Einkaufs-, Marketing-, Vertriebs- und Logistik-Leistungen übernehmen.
Trotz eines sich weiter konzentrierenden Marktes mit immer weniger Unternehmen hat sich die Zahl der Standorte in den letzten Jahren kaum verändert. Der in dieser Branche viel zitierte Satz „All business is local“ unterstreicht wohl am besten, dass die Märkte im Baustoff-Fachhandel eher vor der Haustür und weniger im internationalen Business liegen. Dennoch waren die wirtschaftlichen Dellen in den vergangenen Jahren „hausgemacht“, die Baustoffbranche verlor wie die gesamte Baubranche durch deutliche Einbrüche des Wohnungsneubaus und die damit einhergehende Verringerung des Marktvolumens die Position als größter und wichtigster Baumarkt in Europa. Die Chancen stehen aber nicht schlecht. Für 2016 erwartet die Bauwirtschaft ein Umsatzwachstum von fünf Prozent (auf 38,4 Mrd. Euro) und setzt auf die politische Großwetterlage und den Zustrom vieler Flüchtlinge nach Deutschland. Nahezu 290.000 Wohnungen sollen neu auf den Markt kommen. Das entspreche zwar einer Steigerung von 80 Prozent gegenüber dem Tiefststand in 2010, sei aber immer noch zu wenig, warnen der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie und der Zentralverband Deutsches Baugewerbe. Gerade in Ballungsräumen sei preiswerter Wohnraum knapp. „Die anhaltende Binnenwanderung sowie die steigende Zahl an Flüchtlingen macht die Fertigstellung von jährlich mehr als 400.000 Wohnungen erforderlich. Hinzu kommt der ohnehin bestehende Baubedarf aus der demografischen Entwicklung und dem Ersatzbedarf“, sind sich die Verbands-Präsidenten Bauer und Loewenstein einig. Wenn gebaut wird, profitiert auch der Baustoffhandel. Eine Einschätzung zur Lage der Branche und speziell zur Verbundgruppe Eurobaustoff steuert Geschäftsführer Ulrich Wolf bei: „Die Vorgaben sind sehr gut. Knapper Wohnungsbestand, niedrige Zinsen, gute Verbraucherstimmung, hohes Anspruchsdenken bei Bauherren, großer Bedarf im sozialen Wohnungsbau und oben drauf noch der Zuzug vieler Hunderttausender aus dem Ausland. All das lässt uns beruhigt in die Zukunft blicken.“ Reinhold Häken | redaktion@regiomanager.de

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