Immobilien (Ausführung)

Konstruktiv-kreativ

Metallkonstruktionen haben einen hohen Stellenwert in der modernen Architektur. So sind Metallbaubetriebe heute viel gefragte und hochprofessionelle Dienstleister.

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von Regiomanager 01.07.2016
Der kommunale Offshore-Windpark nordwestlich von Borkum ist seit September 2015 am Netz (Foto: Trianel)

Schlosser
und Schmied sind zwei der ältesten Handwerksberufe der menschlichen
Gesellschaft. Bereits seit der Antike bauten sie Schlösser für Türen,
Tore und Truhen, Beschläge oder Türgriffe, aber auch kunstvolle
Metallzäune für die großen Parks der Fürsten und Könige. Die Festigkeit
und Formbarkeit des Werkstoffs Metall war schon früh ein wichtiges
Argument für seine Verwendung. In der vorindustriellen Zeit wurden
Metalle jedoch selten konstruktiv eingesetzt, sondern eher für
Verzierungen und die Sicherung der Gebäude gegen Unbefugte. Die
künstlerische Formung von Tür- und Fenstergittern oder Zäunen war dabei
vor allem die Arbeit von Kunstschmieden, während Schlosser sich um
Schlüssel und Schloss kümmerten, woher ja auch ihre Berufsbezeichnung
stammt. Durch die Industrialisierung änderten sich die Berufsbilder
in der Metallbearbeitung grundlegend. Neben die oftmals
kunsthandwerklichen Tätigkeiten im Baubereich traten Metallarbeiten rund
um die Maschine. Der Schwerpunkt der Bauschlosserei verlagerte sich vom
Dekorativen zum Konstruktiven. Das tragende Gerüst der neuen Fabriken,
Bahnhöfe und Eisenbahnbrücken bestand jetzt aus Eisen und Stahl, was vor
allem durch neue kostengünstige Gussverfahren ermöglicht wurde – bis
später vermehrt Walzstahl zum Einsatz kam. Eisen und Stahl waren die
Werkstoffe des Industriezeitalters.

Konstruktive Lösungen

Auch
heute werden Metalle für die unterschiedlichsten Bauaufgaben verwendet:
Treppen und Geländer, Türen und Tore, Vordächer, Carports,
Wintergärten, Balkone und Notausstiege, bis hin zu Brücken und Stegen
aller Art – und die Liste ist noch lange nicht vollständig. Die
Arbeitsgebiete der Metallbauer sind inzwischen so vielfältig wie ihre
konstruktiven Lösungen. Dabei werden neben Stahl oft auch Aluminium oder
Werkstoffverbünde eingesetzt, beispielsweise mit Kunststoffen oder Holz
bei Fenstern und Türen. Entscheidend für die Materialwahl ist, welche
Anforderungen an die jeweilige Konstruktion gestellt werden. Ist das
Bauelement Wind und Wetter ausgesetzt oder befindet es sich in einem
Innenraum? Welche statischen Belastungen muss es tragen? Treppen, Bühnen
und Stege z.B. werden sehr häufig aus Stahl konstruiert, da dieser
Werkstoff über eine besondere Festigkeit verfügt und sich, entsprechend
dimensioniert, auch bei schweren Belastungen nicht verformt. Bei
Wintergärten dagegen wird Stahl selten eingesetzt, da er keine
isolierenden Eigenschaften hat. Hier sind Aluminiumprofile mit ihrer
hohen Tragfestigkeit bei geringem Gewicht häufig erste Wahl, während bei
kleineren Glasbauten oft Kunststoff als kostengünstige und
pflegeleichte Lösung bevorzugt wird. Ein weiterer häufiger Einsatzort
von Stahlkonstruktionen ist heute der Industrie- und Gewerbebau, sowohl
für Tragwerke als auch für Wandverkleidungen. Der Werkstoff ermöglicht
die Realisierung großer Spannweiten und ist zugleich sehr
anpassungsfähig für unterschiedlichste Nutzungen und Funktionen. Auch
für Brückenbauwerke aller Größen – vom kleinen Fußgängersteg bis zur
großen Straßenbrücke – wird Stahl gerne verwendet. Auch hier spielt die
Festigkeit eine große Rolle. Dazu kommt die erhebliche Flexibilität bei
Umbauten und Zweckänderungen.

Ästhetik, Konstruktion und fundierte Ausbildung

In
der modernen Architektur werden Metalle aber nicht nur aus
konstruktiven Gründen verwendet. Die Ästhetik spielt für viele Bauherren
bei der Materialauswahl eine wichtige Rolle. Tragfähige und
witterungsbeständige Konstruktionen, die zugleich wunderbar filigran
wirken, sind nur dank moderner Stahlbautechnik möglich. Ohne die
meisterhafte Beherrschung dieses Werkstoffs wäre die heutige Baukunst um
einige Ausdrucksmöglichkeiten ärmer. Man denke nur an die großen,
lichtdurchfluteten Hallen von Flughäfen oder Bahnhöfen oder an elegante
Fassadenverkleidungen moderner „Wolkenkratzer“. Aber auch kleine
Metallkonstruktionen haben oft einen hohen ästhetischen Reiz. Dafür gibt
es viele gelungene Beispiele vom Carport bis zum Stahlbalkon. Das ist
auch ein gewichtiges Argument für den Einsatz von Metallbauten im
Bestand, und zwar oft auch bei Bauten mit historischem Wert. Trotz der
unleugbar großen Bedeutung der Ästhetik hat der Beruf Bauschlosser heute
einen konstruktiven Schwerpunkt. Seit der Neuordnung der
Handwerksberufe im Jahr 1989 heißt der Ausbildungsberuf offiziell
„Metallbauer – Konstruktionstechnik“. Die angehenden
Konstruktionstechniker bekommen während ihrer Ausbildung Fertigkeiten
und Kenntnisse in der ganzen Breite ihres späteren Berufs vermittelt,
arbeiten am Computer und auf der Baustelle. Sie erlernen die für die
Bedienung moderner Maschinen notwendige Präzision genauso wie Schweißen,
Schrauben und Schleifen. Die Ausbildung dauert regulär dreieinhalb
Jahre und wird zumeist in Handwerksbetrieben durchgeführt, in denen die
Auszubildenden schon früh in den Berufsalltag integriert werden. Nach
Abschluss der Gesellenprüfung kann eine Weiterbildung zum
Metallbaumeister stattfinden.

Handwerklich geprägte
Branche mit guten Aussichten

Die deutsche Metallbaubranche ist
vor allem von kleinen und mittleren Betrieben geprägt. Von knapp 23.000
zulassungspflichtigen Handwerksunternehmen hatten 2013 mehr als die
Hälfte weniger als fünf Beschäftigte. Weniger als 700 Betriebe
beschäftigten 50 oder mehr Mitarbeiter. So wundert es nicht, dass im
Durchschnitt nur zehn Mitarbeiter in einem Metallbaubetrieb arbeiteten.
Die gesamte Branche setzte 2013 etwa 27,5 Milliarden Euro um, wobei die
größeren Unternehmen pro Mitarbeiter etwa doppelt so viel
erwirtschafteten wie die Betriebe der kleinsten Kategorie. Aufgrund der
guten Baukonjunktur und anhaltender Konsum- und Investitionsneigung der
privaten Haushalte beurteilt die Mehrzahl der Metallbaubetriebe die
Zukunftsaussichten als gut bis sehr gut. Auch die Digitalisierung ist
mehrheitlich in den Betrieben angekommen. Probleme sehen viele in einem
zukünftigen Fachkräftemangel, der aber inzwischen mit vielfältigen
Maßnahmen angegangen wird.
Michael Otterbein | redaktion@niederrhein-manager.de

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